Schachspalte vom 10. Februar 2005
Die faszinierende Welt der Wunderkinder
Einst bezeichnete man die hochbegabten, schon im frühen
Alter zu erstaunlichen Leistungen fähigen Wunderkinder wie
Reshevsky, Capablanca oder Fischer als kleine Sensationen und
posaunte die Nachricht von ihrem ausserordentlichen Können
sogar über die Grenzen vom Reiche Caissas hinaus. Heutzutage
produzieren Talentschmieden eine Unmenge junger, talentierter
Schachspieler, wovon es jedoch nur die absolute Elite an die lukrative
Weltspitze schafft. Peter Leko, Magnus Carlsen und Sergey Karjakin
sind Namen, denen die Zukunft der 64 Felder gehören wird.
Ersterer gewann kürzlich das "Wimbledon des Schachs"
in Wijk aan Zee, Letzterer qualifizierte sich mit einem Glanzresultat
für ebendieses Turnier. Carlsen schliesslich hat es sich
zur Gewohnheit gemacht, Supergrossmeister am Laufband zu Boden
zu werfen.
GM Carlsen, Magnus (No) -
GM Nikolic, Predrag (Bos)
Wijk aan Zee 2005
Französisch
1. e4 e6 2. d4 d5 3. Sd2 c5 4. exd5 exd5 5.
Sgf3 c4!? 6. b3!? cxb3 7. axb3
Durch originelles Spiel auf beiden Seiten hat
sich für Weiss die a-Linie geöffnet, während Schwarz
im Mittelspiel den rückständigen weissen c-Bauern belagern
kann.
7.
Lb4 8. Se5 Se7 9. Ld3 Sbc6 10. 0-0!?
Ohne Respekt vor seinem erfahrenen Gegner offeriert
der Norweger ein ambitioniertes Gambit, welches Schwarz auf verschiedene
Weisen anzunehmen (10.
Sxe5 11. dxe5 Lc3, 10.
Sxd4,
10.
Lc3) oder abzulehnen (10.
0-0) vermag.
10.
Lc3 11. Ta4 Lxd4
Freilich entgeht es einem Weltklassemann nicht,
dass 11.
Sxd4? 12. Sb1! Dc7 13. Sxc3 Dxc3 14. Txd4! direkt
in den Untergang führt.
12. Sxc6 Sxc6 13. La3 Le6
Da es mit der kurzen Rochade voraussichtlich nicht
klappen dürfte, arbeitet Schwarz verständlicherweise auf
die Sicherheit verheissende Trippel-Null hin.
14. Sf3 Lb6?!
Von den Alternativen scheint mir besonders 14.
Lc3 attraktiv, welches den Tf1 kaltstellt und die Achillesferse
g7 abschirmt.
15. Da1! Dc7 16. b4!?
Dies zeugt von ungewöhnlicher Reife! Weiss
verwirft das für ihn objektiv vorteilhafte 16. Dxg7 0-0-0,
was dem Nachziehenden Gegenchancen anböte. Der Zwölfjährige
bevorzugt stattdessen vorläufig die subtile Erhöhung des
Druckes, was Fehler provoziert
16.
f6?!
Die exklusive Einladung zur kleinen Rochade sollte
nicht ausgeschlagen werden.
17. Te1 Kf7 18. b5 Sa5?! 19. Dd1 Tae8??
Nachdem er schon das zähere 18.
Sd8
ausgelassen hat, bricht Nikolic in dieser undankbar schwierigen
Stellung zusammen. Jedoch fruchten weder 19.
Sc4 20. Lf5!
noch 19.
g6 20. Sg5+.
20. Sg5+! fxg5 21. Df3+ Kg8
Witzig, wie der Ta4 der schwarzen Regentin das
Feld f4 streitig macht.
22. Txe6!
1-0