Schachspalte vom 13. Januar 2005
Der Angriff mit ungleichfarbigen Läufern
Mit einem gewohnt gut bestückten Feld zementierte das Weihnachtsopen
in Zürich erneut seinen Ruf als das am stärksten besetzte
offene Turnier der Schweiz. Unter den rund 50 Titelträgern vermochte
sich GM Aloyzas Kveinys aus Litauen am Besten in Szene zu setzen; in
der Meisterkategorie reüssierte er knapp vor GM Yannick Pelletier,
während Markus Hirt das allgemeine Turnier für sich entschied.
Von den Winterthurer Teilnehmern überzeugten Roman Freuler mit
6.5/7 und dem dritten Rang im allgemeinen Wettbewerb sowie Michael Bucher,
der sich im Meister-Open 4 Punkte gutschreiben lassen konnte. Der Jugendleiter
der Schachgesellschaft Winterthur zwang unter anderem GM Ivan Nemet
in die Knie und zeigte stets solides Schach, an dem seine Gegner oft
zerbrachen.
Bucher, Michael -
Waffenschmidt, Joachim (D)
Zürcher Weihnachtsopen 2004
Damengambit
1. d4 d5 2. Sf3 Sf6 3. c4 c6 4. Sc3 dxc4 5. a4 Lf5 6. e3 e6 7. Lxc4
Lb4 8. 0-0 Sbd7 9. De2 Lg6 10. Td1 0-0
Schwarz drängt auf Befreiung mittels
e5
oder
c5, der Anziehende hingegen kämpft um das Feld e4 und
versucht, seinen Raumvorteil zu verteidigen.
11. h3 De7 12. Ld2 e5 13. d5
Es naht der erste kritische Moment der Partie. Mit
13.
e4!? kann Schwarz dem Spiel eine interessante Note verleihen,
wählt stattdessen jedoch die Vereinfachung.
13.
Lxc3?!
Zwar noch kein gravierender Fehler, doch bringt dieser
Tausch den Nachziehenden in eine leicht defensive Lage. Einen Hauch
besser erscheint mir 13.
cxd5 14. Sxd5 Sxd5 15. Lxd5 Lxd2 16.
Txd2 Sf6.
14. Lxc3 Sxd5 15. Lxd5 cxd5 16. Txd5 Le4 17. Td2 Lc6 18. b3 Tac8
19. Lb2 Tfd8 20. Tad1 Te8?!
Wegen der Schwäche von e5 ist der Springer
zu einem Schattendasein auf d7 verdammt und versperrt den Türmen
jegliche Sicht. Für das schon lange wünschenswerte 20.
f6 steht der Lc6 kreuzfalsch (nützlicher auf e6 wegen Be4 und Sf3-h4-f5),
weshalb dessen Tausch gegen den Sf3 eine ernstzunehmende Alternative
bildet. Spätestens nach
21. Td6 e4?
wird die Misere Waffenschmidts offensichtlich:
Plötzlich gebietet der weisse Läufer uneingeschränkt
über die lange Diagonale, während sein Pendant nichts mehr
zu lachen hat. Der vermeintliche Remisgarant "ungleichfarbige Läufer"
ist zu einem schwarzen Albtraum mutiert.
22. Sh2 Se5 23. Sg4 Sg6 24. Dc4 Df8
Weitaus zweckdienlicher ist das pseudoaktive 24.
Dg5, denn dauerhafte Passivität verheisst in solchen Stellungstypen
nichts Gutes.
25. Dd4 h5?!
Mutig, mutig
!
26. Sh6+! gxh6??
Hierfür existieren nur drei vernünftige
Erklärungen, nämlich Schachblindheit, völlige Unlust
an der Position oder horrende Zeitnot. Bucher beendet den Kampf nun
elegant.
27. Txg6+! fxg6 28. Dh8+ Kf7 29. Df6+
29.
Kg8 30. Dxg6+ Dg7 31. Dxg7#.
1-0